Rememberance and travel
© Alfonso Salgueiro

Transforming Experiences Gedenken auf Reisen

5 Minuten

Was bleibt, ist Hoffnung

Betrachten, verstehen, Hoffnung schöpfen: Das kann eine intensive Erfahrung sein. Zum Beispiel für eine Deutsche, die sich dazu entschließt, an einem Tag mehrere Erinnerungsstätten des Zweiten Weltkriegs zu besuchen. Was bewegt das in einem? Es ist wertvoll, sich dem zu stellen und an den Schauplätzen in Luxemburg seine eigene Erfahrung zu machen. Ein persönliches Bild vom Krieg.

Ein Novembermorgen. Hinter Wolkenschleiern kommt die Sonne über den Horizont, taucht alles in ein milchiges Licht, hellrosa, friedlich, zauberhaft. Ich stehe vor dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Hamm. Heute werde ich Stätten der Erinnerung besuchen. Erinnerung daran, wie in den letzten beiden Kriegsjahren deutsche Soldaten in der Ardennenschlacht gegen Luxemburger, Amerikaner, Franzosen, Briten gekämpft haben. Tausende sind gestorben. In den Ardennen gab es mehrere große Gemetzel, vor allem in den Wintermonaten 1944 bis 1945.

Auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof im hauptstädtischen Stadtteil Hamm ruhen über 5.000 amerikanische Soldaten. Das schwarze Eingangstor ist riesig, goldene Adler und Lorbeerkränze sind darauf angebracht, Symbole für Tapferkeit in der Antike. Das Gras ist perfekt geschnitten, Frost ruht darauf. Ganz wenige Herbstblätter liegen in der Morgensonne zwischen den Kreuzen. Ordnung und Sauberkeit herrschen vor.

Beeindruckende Symmetrie

In der Mitte der Szenerie mit den unzählig scheinenden weißen Grabsteinen aus Marmor ragt die hohe Kapelle mit dem riesigen Engel aus rotem Granit in den Himmel. An der Decke im Inneren ein prächtiges, goldenes Mosaik, das den Heiligen Geist in Form einer Taube darstellt. Eine Friedenstaube. Die Stufen von dem Monument sind sehr flach, man kann beim Gehen in die Ferne schauen, ohne zu stolpern. Ich blicke über die Reihen der Kreuze. Einige der Grabsteine sind mit einem Davidstern statt eines christlichen Kreuzes gestaltet. Je nach Blickwinkel stehen die Grabsteine hintereinander oder versetzt. Auf den Promenaden zwischen den Gräbern, plätschern zwei Springbrunnen mit absteigenden Becken. Bronzene Delfine und Schildkröten schmücken sie. Sie symbolisieren Wiedergeburt und das Ewige Leben. Die Figuren, die Wege, die Grabsteine, alles ist beeindruckend symmetrisch.

Die eingravierten Namen auf den Grabsteinen sind ganz diskret, auf dem reinen, weißen Marmor kaum zu sehen. Manche klingen europäisch, sogar deutsch. Hatte der eine oder andere amerikanische Soldat vielleicht deutsche Vorfahren? Diese Frage schleicht sich in meine Gedanken. Einige davon sollen später im Militärmuseum beantwortet werden.

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Das verborgene Gräberfeld

Nicht weit weg liegt der deutsche Soldatenfriedhof. Im Schatten, verborgen. Nach ein paar Schritten kommt eine schmale Tür, durch die man geht, vorbei an einem sehr schlichten schmiedeeisernen Kreuz. Dahinter eröffnet sich der Blick auf das Gräberfeld. Die grauen Kreuze sind ein Kontrastprogramm zu den schneeweißen Grabsteinen bei den Amerikanern. Hier wachsen Bäume in den Himmel. Die Friedhöfe haben eine ganz unterschiedliche Ausstrahlung; glänzende Siegeskränze auf dem amerikanischen, gedecktere Farben und viel Grün, das die Erinnerung abzumildern scheint, auf dem deutschen. Beide Ruhestätten zu besuchen, ist wichtig für ein komplementäres und dadurch erst komplettes Erlebnis.

Zwischen den Bäumen räumen Männer in Camouflage-Uniformen Laub beiseite. Es sind deutsche Soldaten, die für eine Woche im November in Luxemburg sind, um hier und vor dem nahen amerikanischen Friedhof alles zu pflegen. „Das ist ein freiwilliger Dienst der Bundeswehr, und ich mache das gerne; wir bereiten alles für eine Kranzniederlegung vor“, sagt Soldat Carsten Westphal.

Deutscher Soldatenfriedhof
© Alfonso Salgueiro

Er ist mit seinen Kameraden extra aus Norddeutschland hier angereist. Die Soldaten werden auch einen Ausflug zum Nationalmuseum der Militärgeschichte in Diekirch machen. Und das ist genau meine nächste Station.

Nationalmuseum der Militärgeschichte in Diekirch
© Alfonso Salgueiro

Vor dem Nationalmuseum der Militärgeschichte in Diekirch weisen zwei Panzer den Weg zum Eingang. Die Dichte der Exponate ist beeindruckend. Die Ausstellung ist eine Mischung aus historischen Fotos, Original-Objekten aus den Kriegstagen inklusive entschärfter Waffen, nachgebauter Kampfhandlungen und Alltagsszenerien.

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Kriegszeugen für die Ewigkeit

Vor dem Museum weisen zwei Panzer den Weg zum Eingang. Der Rundgang innen führt durch die Räume einer ehemaligen Brauerei, verwinkelt, mit vielen Bögen und Türen. Die Dichte der Exponate ist beeindruckend. Die Ausstellung ist eine Mischung aus historischen Fotos, Original-Objekten aus den Kriegstagen inklusive entschärfter Waffen, nachgebauter Kampfhandlungen und Alltagsszenerien, bei denen lebensgroße Puppen zu Soldaten für die Ewigkeit gemacht wurden. Manche Exponate sehen aus, als wären sie neu, andere haben reichlich Patina angesetzt, weil sie in Schützengräben oder Schutzkellern lagen.

Das Museum zeigt das ganze Leben und Sterben im Krieg. Was wurde während der Kämpfe oder in den Schutzräumen gegessen? Was haben die Menschen gespielt? Worauf haben sie in den Kellern geschlafen? Womit haben die Funker gearbeitet? Eine original Enigma-Decodierungsmaschine erregt meine Aufmerksamkeit. Kriegstechnik kann auch faszinierend sein. Kurz darauf sehe ich einen Holzkasten, in dem Haustiere während des Bombardements sicher versteckt werden konnten. Und immer wieder: Waffen. Zwischen ausgelegten Herbstblättern, verrostet. Die verschlammten Ketten eines Panzers. Ein Do-it-Yourself-Operationskasten für die Front, mit dem kompletten medizinischen Besteck zum Mitnehmen. Eine der Puppen wird hier „operiert“, das Kunstblut leuchtet rot im Lampenlicht. Die Gedanken an die Szenerien werde ich mit in den Abend und die Nacht nehmen.

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Lebendige Bilder von Soldaten

Letzte Station meines „Memorial Days“: Der Erinnerungspfad am „Schumanns Eck“. Mitten im Wald bei Wiltz. Hier bilden lebensgroße Foto-Aufsteller mehr als eine Kulisse. Die Figuren tauchen unvermittelt im Wald auf, wirken lebendig, obwohl sie zweidimensional sind und schwarzweiß. Zwei Soldaten kontrollieren die Passanten. Andere kochen sich eine Suppe zwischen den Gefechten. Zwei sind eng zusammengedrängt, Angst im Blick, einer raucht eine Zigarette. Die beiden sehen nicht älter aus als 18 Jahre. Diese besondere Wanderung ist kein normaler Spaziergang. „Achtung, Minen“, sagen Schilder, und: „Es ist verboten, Metalldetektoren zu benutzen.“ Die Nachmittagssonne macht Spotlights im Wald. Die Szenerie ist surreal.

Und es ist hier zwischen den hohen Bäumen in den Ardennen sehr kalt, obwohl die letzte Abendsonne noch scheint. Hier haben sich die Soldaten versteckt im Januar 1945, haben sich in Schützengräben und „Fuchslöchern“ gegenseitig gewärmt und Mut gemacht. Vielleicht noch einmal Briefe nach Hause geschrieben. Die Einsamkeit kann man sich kaum vorstellen. Im Wald ein zusammengekauerter Soldat mit Helm auf dem Boden. Der Mann, den er abbildet, ist schon lange tot. Diese Inszenierung hilft mir mehr als jedes Bild in einem Museum, zu verstehen: Hier steht eine Momentaufnahme, ein Bild von einem Mann, den es wirklich gab. Nicht mehr und nicht weniger.

Eine Personengruppe sieht wirklich erschreckend realistisch aus. Die jungen Kämpfer laufen auf mich zu, sehen mich direkt an. Gleich daneben ein riesiger Krater, eine amerikanische Bombe von 500 Pfund Gewicht wurde hier abgeworfen. Fast genau in der Mitte wächst eine Buche. Die Natur holt sich auch diesen Platz zurück. Was bleibt, ist Hoffnung.

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