Was bleibt, ist Hoffnung
Betrachten, verstehen, Hoffnung schöpfen: Das kann eine intensive Erfahrung sein. Zum Beispiel für eine Deutsche, die sich dazu entschließt, an einem Tag mehrere Erinnerungsstätten des Zweiten Weltkriegs zu besuchen. Was bewegt das in einem? Es ist wertvoll, sich dem zu stellen und an den Schauplätzen in Luxemburg seine eigene Erfahrung zu machen. Ein persönliches Bild vom Krieg.
Ein Novembermorgen. Hinter Wolkenschleiern kommt die Sonne über den Horizont, taucht alles in ein milchiges Licht, hellrosa, friedlich, zauberhaft. Ich stehe vor dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Hamm. Heute werde ich Stätten der Erinnerung besuchen. Erinnerung daran, wie in den letzten beiden Kriegsjahren deutsche Soldaten in der Ardennenschlacht gegen Luxemburger, Amerikaner, Franzosen, Briten gekämpft haben. Tausende sind gestorben. In den Ardennen gab es mehrere große Gemetzel, vor allem in den Wintermonaten 1944 bis 1945.
Auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof im hauptstädtischen Stadtteil Hamm ruhen über 5.000 amerikanische Soldaten. Das schwarze Eingangstor ist riesig, goldene Adler und Lorbeerkränze sind darauf angebracht, Symbole für Tapferkeit in der Antike. Das Gras ist perfekt geschnitten, Frost ruht darauf. Ganz wenige Herbstblätter liegen in der Morgensonne zwischen den Kreuzen. Ordnung und Sauberkeit herrschen vor.
Beeindruckende Symmetrie
In der Mitte der Szenerie mit den unzählig scheinenden weißen Grabsteinen aus Marmor ragt die hohe Kapelle mit dem riesigen Engel aus rotem Granit in den Himmel. An der Decke im Inneren ein prächtiges, goldenes Mosaik, das den Heiligen Geist in Form einer Taube darstellt. Eine Friedenstaube. Die Stufen von dem Monument sind sehr flach, man kann beim Gehen in die Ferne schauen, ohne zu stolpern. Ich blicke über die Reihen der Kreuze. Einige der Grabsteine sind mit einem Davidstern statt eines christlichen Kreuzes gestaltet. Je nach Blickwinkel stehen die Grabsteine hintereinander oder versetzt. Auf den Promenaden zwischen den Gräbern, plätschern zwei Springbrunnen mit absteigenden Becken. Bronzene Delfine und Schildkröten schmücken sie. Sie symbolisieren Wiedergeburt und das Ewige Leben. Die Figuren, die Wege, die Grabsteine, alles ist beeindruckend symmetrisch.
Die eingravierten Namen auf den Grabsteinen sind ganz diskret, auf dem reinen, weißen Marmor kaum zu sehen. Manche klingen europäisch, sogar deutsch. Hatte der eine oder andere amerikanische Soldat vielleicht deutsche Vorfahren? Diese Frage schleicht sich in meine Gedanken. Einige davon sollen später im Militärmuseum beantwortet werden.