miniWënzer
© Pancake! Photographie

Transforming Experiences miniWënzer: Junge Entdecker im Weinberg

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Pflegen, schneiden, binden, lesen und mehr

Reiseziel(e): Mosel

Was passiert eigentlich das ganze Jahr über in den Weinbergen? Und wie entstehen Weine und Traubensäfte? Das können Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren bei „miniWënzer” erleben. Von der Pflege über die Lese bis zur großen „Hunnefeier“ am Ende.

Ganz versteckt liegt der Weinberg, den die Kinder zusammen mit Laurence und Jutta besuchen. Ein schmaler Pfad startet an einer alten Mühle an der Straße und führt durch den Wald, geheimnisvoll; am Ende teilen sich die Bäume und geben den Blick frei auf den kleinen Weinberg am „Manternacher Fiels“. Neugierig versammeln sich Christelle, Lisa-Marie, Lena und Rafaele rund um Laurence Duhr und Jutta Kanstein. Was werden sie heute erfahren?

„Schaut mal hier, ich habe Schafwolle dabei, die verteilen wir jetzt zwischen den Reben“, sagt Laurence und gibt jedem Kind etwas von der würzig riechenden Wolle. Die Kinder betrachten sie durch eine Becherlupe, dann legen sie los. Wolle auf dem Boden rund um die Reben dient zum Mulchen und ist ein organischer Langzeitdünger, der von Natur aus Phosphor enthält. An einigen Weinreben hängen kleine Schildchen aus Holz. Darauf die Namen der Kinder, die bei den miniWënzern teilnehmen, denn jedes Kind kümmert sich vor allem um seine ganz persönliche Weinrebe. „Super macht ihr das!“, sagt Laurence und lächelt zufrieden. Von ihren Rastas hat sie eine Strähne abgeschnitten und an das Ende einer Weinrebenreihe gehängt. Das macht sie an jeder Reihe. „Die Haarsträhne hält Rehe davon ab, an den Reben zu knabbern. Sie nähern sich bis auf 300 Meter nicht an, wenn sie Spuren von Menschen wittern“, erklärt sie. Die Kinder staunen.

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Zauberhaftes Moos auf der Mauer

Laurence Duhr stammt aus der Winzerfamilie von Aly Duhr, die in Luxemburg und über die Grenzen hinaus bekannt ist. Ihr Vater hat die Reben in den 1990ern hier in Manternach gepflanzt. Laurence kennt sich von klein auf sehr gut mit Wein aus, hat aber auch einen psychologisch-pädagogischen Hintergrund. Ihre Ausbildung unter vielem anderen: Dipl. Psychologin, Ba. Sc. Weinbau und Oenologie sowie Clownpädagogin und Naturerlebnisbegleiterin. „Ich liebe die Arbeit mit Kindern!“, sagt sie. In der Coronazeit war das nicht möglich. Die Zeit nutzte sie, um unter anderem das Projekt rund um Kinder im Weinberg auszuarbeiten, das zu ihrer Abschlussarbeit als Naturerlebnisbegleiterin wurde.

Bei den miniWënzern immer mit dabei ist das „Drauweechelchen“, ein fleißiges Eichhörnchen (Luxemburgisch „Kaweechelchen“) als Handpuppe, das vieles erklärt. „Was die Kinder besonders mögen? Das Gras zu schneiden und die Traubenschere zu benutzen“, hat Laurence beobachtet. Im Laufe des Jahres wird hier der Boden gepflegt, werden die Reben bearbeitet, wird geerntet und am Ende sogar Traubensaft gepresst.

„Schaut mal hier, wie sich dieses Moos verändert, wenn ich Wasser darauf gieße!“, erklärt Jutta Kanstein den Kindern, als diese mit dem Verteilen der Wolle fertig sind. Die Kinder scharen sich um die Frau mit dem Lockenkopf und sehen staunend, wie das Moos auf der Trockenmauer direkt die Farbe wechselt. Dann erklärt sie den Kindern, was man mit der Wolle der Schafe natürlich noch machen könnte; zum Beispiel Pullover, die sogar Wind und Regen abhalten. „Schaut mal, da flitzt eine Eidechse über die Mauer!“, ruft Jutta. Wie artenreich der Lebensraum Weinberg und Wald ist und was im Laufe einer Vegetationsperiode dort alles geschieht, auch das lernen die miniWënzer. Das Projekt vermittelt spielerisch Wissen und weckt die Neugierde für die Natur. Es fördert zudem das Verständnis für Biodiversität und Artenvielfalt.

Die Eltern sind übrigens nicht mit im Weinberg; sie können in der Zeit der Kurse touristische Angebote in der nahen Umgebung nutzen. „Wir haben auch zu Hause viel Natur und einen großen Garten, wo wir selbst Obst und Gemüse anbauen, aber das hier ist nochmal ein ganz anderes Naturerlebnis!“, lobt Christelles Vater, der gekommen ist, um seine Tochter abzuholen, die Initiative.

Jutta Kanstein ist engagierte Naturerlebnisbegleiterin sowie Tourist-Guide in verschiedenen Regionen in Luxemburg, und sie verbindet gerne mal Führungen mit Geschichten und Geschichte. Sie hat Laurence bei einer Aktion auf der „Hëlt“ bei Rosport kennengelernt, eines Geotops im UNESCO Global Geopark „Natur- & Geopark Mëllerdall“. Die beiden unterhielten sich über Mini-Winzer-Projekte, die es zu der Zeit bereits in Deutschland gab. Es war ein „perfect match“, und die beiden Naturfans waren sich schnell einig, dass sie zusammen ein solches Projekt im Land auf die Beine stellen wollen.

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Das große Finale: „Hunnefeier“

Seit diesem Jahr sind die „miniWënzer“ aktiv. Materialien bekommen sie vom nahen Naturschutzzentrum „A Wiewesch“ in Manternach, das interaktiv dazu einlädt, das gesamte Naturschutzgebiet Manternacher Fiels zu entdecken. Die Treffen der miniWënzer finden derzeit immer Samstagnachmittag fünf Mal im Jahr direkt im Wald beim Weinberg statt. Zum Saisonabschluss gibt es dann eine richtige „Hunnefeier“ wie bei den Winzern immer am Ende der Weinlese üblich.  Ein besonderes Highlight wird im Spätherbst noch das Treffen mit den „Mini Käch“, wo alle Kinder gemeinsam kochen und essen werden, um anschließend gut gestärkt den Weinberg zu erkunden.

„Wir denken außerdem darüber nach, das Konzept zu erweitern“, sagt Jutta Kanstein, etwa als Tagesangebot für Touristen. Denn Wein pflegen, Wein ernten, Wein verkosten: das könnte für auch Familien und Erwachsene das perfekte Genuss-Erlebnis sein.

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