Sessellift Vianden
© Pancake! Photographie

The Good Life Sessellift-Erlebnis in Vianden

5 Minuten

Schwebend auf Zeitreise

Worum geht es?

  • Eine Fahrt mit dem Sessellift in Vianden ist wie eine Zeitreise, die Erinnerungen an vergangene Abenteuer weckt.
  • Vom Lift aus präsentiert sich ein herrlicher Blick über die Landschaft und das Schloss Vianden.
  • In Vianden kann man auf den Spuren des Schriftsteller Victor Hugo wandeln.
  • Auf der Staumauer am Stadtrand prangt ein einzigartiges Kunstwerk.

Eine Fahrt mit dem Sessellift in Vianden ist wie eine Zeitreise. Langsam schwebend, leise schwankend, sanft ratternd. Ganz oben gibt es den weiten Blick auf Stadt und Schloss.

Flashback! Ich stehe in Vianden an der Talstation vor der Kasse. Weiter vorne rattern Zweier-Sessel um die Ecke, silbergrau, schlicht und er­staunlich klein. Genau so waren sie! Damals, als ich Skifahren gelernt habe. Mit knapp drei Jahren saß ich wohl das erste Mal in so einem Ding, damals auf dem Schoß meines Vaters. Aufregend! Es geht in die Höhe, nur ein dünner Bügel trennt dich vom Fall in die Bergwelt, zugleich schweift dein Blick über die atem­beraubende Landschaft, deine Nase wird kälter, je höher du kommst, und du fühlst dich frei, von Glück erfüllt, ein wenig aufgeregt und geborgen zugleich.

Später, über die Jahre, sind die Sessellifte zu futuristischen Rundum- Wohlfühl-Oasen geworden. Gepols­tert bis zum Gehtnichtmehr, beheizt, mit windschnittigen Hauben gegen Schnee und Sturm. Manchmal, nur manchmal saß ich schon in so einem Hightech-Sessel, neben mir sieben weitere sicher aufgeräumte und auf Polstern aufgereihte Bergfreunde, und habe leise, ganz leise die alten Zeiten vermisst. Das Wackelige. Das Aufregende. Und jetzt, hier in Vi­anden, ist das alles wieder da! Beim einzigen Sessellift Luxemburgs!

Die engen Gassen, die gotischen Kirchen, die Ringmauer mit ihren Wehrtürmen – alljährlich zieht es tausende Besucher in die schmucke, am Fuße der mächtigen, restaurierten Burg gelegene, mittelalterliche Altstadt von Vianden.

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Münze prägen, glücklich sein!

Vor mir kaufen zwei Touristinnen ihre Tickets für die Fahrt in die luftigen Höhen Viandens. Soll ich noch schnell eine zwei-Cent-Münze zu einer Souvenir-Medaille pressen lassen? So wie bei jedem anderen Ort, der Reisende anzieht, gibt es auch hier eine Präge-Maschine. Münze rein, zweite Münze zum Be­zahlen ebenso, an der Kurbel drehen und fertig ist die kupferfarbene Erinnerung an den Besuch mit dem Schloss von Vianden drauf. Natürlich muss man das machen! Es gehört einfach zum ultimativen Reise-Erlebnis! Die Münze gleitet in mein Portemonnaie.

Dann, ein paar Schritte weiter, stehe ich auf einem gelben Kreis mit einem Pfeil, der zum buchstäb­lichen Lift-off weist. Eine nette junge Frau winkt mich zu sich, di­rigiert mich an den richtigen Platz, schiebt mir den Sessel unter das Gesäß. Und los geht es in die Höhe, Richtung Gipfel. Mit mir: die Son­ne und das Gefühl von früher.

Ich schwebe über Häuser, den Fluss, über einen Minigolfplatz, der mich ebenfalls an früher erinnert, und gleite mit meinem Sessel lang­sam über Gärten. Es geht langsam, sehr, sehr langsam. Der Blick kann in Ruhe schweifen. Schaukeln ist aber verboten – wie beim Ski­fahren. Unten im Schatten spielen Kinder auf einem Spielplatz.

Bloß das Handy nicht verlieren!

Dann überqueren wir die Our, ich mache ein Foto, nicht ohne ein leises Schaudern beim Gedanken, dass mir das Smartphone jeder­zeit runterfallen und im Wasser des Flusses versinken könnte. Festhalten! Bald schwebe ich über modernere Häuser und Wald, sehe ein paar Wanderer von oben. Und noch weiter oben, schräg links, thront das Schloss Vianden, mein Ausflugs-Zwischenziel. Die Sonne brutzelt, nächstes Mal muss ich einen Hut aufsetzen. Kurz vor dem Ausstieg wird es steil, man sieht blühende Blumen unter den Füßen. Es quietscht beim Holpern über die Räder.

Am Ende der Hinweis auf einem Schild an einem der Masten: „In 50 Metern bitte lächeln!“ Und, zack, wird ein Foto gemacht. Das kann man nach dem Ausstieg – wieder mit freundlicher Hilfe, zur Sicher­heit – kaufen. Was ich natürlich tue, denn ich will das ganze Er­lebnis. Das Foto bekomme ich in einem kleinen Präsentations-Cover aus Pappe. Bezahlen kann ich es nur in Bar. Auch oldschool! Beim Kramen in den Münzen begegnet mir wieder meine kupferne Präge­medaille. Ich freue mich.

Victor Hugo Haus - Literatur Museum

Vianden © Pancake! Photographie

Oben locken eine kühle Cola und die fantastische Aussicht über die Landschaft. Rechts thront das Schloss und ruft mich zu sich. Der Weg dorthin ist steinig, geht über Schiefer und schlängelt sich durch den Wald, es sieht teilweise sehr wild aus und ist beeindruckend. Hier ist definitiv festes Schuh­werk gefragt! Das beeindruckende Schloss selbst streife ich nur kurz, denn heute geht es mir nicht um eine Besichtigung dort, sondern um den Weg hinunter und noch zwei weitere Stationen auf meiner Zeitreise.

Die Gässchen von Vianden sind pittoresk, die Menschen im Son­nenschein gut gelaunt. Wie sie und ich ist einst auch der berühmte Schriftsteller Victor Hugo durch die Straßen flaniert. Er war poli­tisch verfolgt, weil er Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich dagegen protestiert hatte, dass die Regierung bei Unruhen auf die eigene Bevölke­rung schoss. In Vianden fand er sein selbst erwähltes und heimlich bezogenes Exil. Denn Vianden hatte er schon zuvor begeistert als Reisender kennengelernt.

Stadt Vianden
© Pancake! Photographie

Über die Brücke geht man am Ende der Wanderung vom Schloss in die Stadt.

Mit Sand und Kaffeesatz

An den großen Victor Hugo erinnert unter anderem ein nach ihm benann­tes Restaurant-Hotel mit Blick auf den Fluss und natürlich das Haus, in dem er einige Wochen lang gelebt hat. Wo vor seinem Aufenthalt einst Stoffe verkauft wurden, ersann er seine eigenen literarischen Gespins­te, etwa ein Gedicht, das er in der ihm eigenen Komplexität der Stadt und zugleich dem Leid der Kinder in Paris gewidmet hat. Hier erschuf er aber auch Bilder. Circa 60 Zeichnun­gen entstanden in seiner Zeit in Lu­xemburg. Ich betrete das Haus, das heute ein Museum ist, gehe die Trep­pen hinauf in sein Arbeitszimmer, wo eine lebensgroße Skulptur am Schreibtisch sitzt und gedankenvoll in die Ferne blickt. Seine Augen sind auf das Schloss Vianden gerichtet. Victor Hugo liebte und verewigte es natürlich auch auf Bildern.

Victor Hugo war ein origineller Mann: Er malte und zeichnete mal mit Tinte, mal sogar mit Sand und Kaffeesatz. Er war offen für Neues, wissbegierig, die Natur liebend, Brennnesseln und Unkraut genauso sehr respektierend wie gezüchtete Rosen. Ich frage mich, wie oft er zu Fuß zum Schloss gegangen ist und ob er wohl den Sessellift gemocht hätte. Wahrscheinlich hätte auch er die Fahrt genossen und immer neue Details in der Landschaft entdeckt. Besondere Pflanzen, wandernde Menschen, verlorene Trinkflaschen im Wald, die man von oben sehen kann.

Staumauer Vianden
© Pancake! Photographie

Die meterhohen Konterfeis von Arbeitern auf der Staumauer sind ein „Reverse Graffiti“- Kunstwerk des Düsseldorfer Künstlers Klaus Dauven.

Zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Region Éislek zählt die Burg von Vianden. Mächtig thront sie über der Stadt. Waffenhalle, Krypta, Kapelle, Rittersaal sowie viele weitere Räum­lichkeiten versetzen Besucher in die Zeit des Mittelalters zurück.

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Riesige Porträts auf der Staumauer

Was Victor Hugo ebenfalls fas­zinierte, war die Fotografie. Und wer noch weiter rund um Vian­den flaniert, entdeckt etwas, das Vergangenheit und Gegenwart atemberaubend originell mit Hilfe von Architektur und Fotografie auf einen Nenner bringt. Am Stadt­rand gehe ich am Fluss entlang, passiere dort den malerisch-schö­nen Friedhof – und stehe plötzlich vor der gigantischen Staumauer des Pumpspeicherkraftwerks. Darauf prangen die meterhohen Konter­feis von Arbeitern, die an diesem Pumpspeicherkraftwerk mit ge­baut haben. Die Porträts sind die Arbeit des Düsseldorfer Künstlers Klaus Dauven, der die Fotos mit einigen Helfern und Hochdruck-Reinigungsgeräten auf der Mauer abgebildet hat, auf Initiative des Kunstvereins ViArt asbl hin und in Zusammenarbeit mit der SEO („Société Electrique de l’Our“).

Ich muss lächeln. Mein Onkel Wal­ter, Bauingenieur aus Österreich, war in den 1950er-Jahren einer derjenigen, die hier alles konstru­iert haben. Schon lange wollte ich hier auf die Suche gehen, ob ich in irgendwelchen Archiven ein Bild von ihm und dem Staudamm finde. An diesem Tag denke ich wieder daran. Mit ihm unterwegs, habe ich vielleicht auch mal als Kind eine Prägemünze gemacht. Das hier und heute in Vianden, das war eine wirkliche Zeitreise.

Victor Hugo Haus - Literatur Museum

Vianden © Pancake! Photographie

Der Denker greift zur Feder, er schaut in die Ferne, er blickt auf das Schloss, dann schreibt er seine Zeilen nieder.

Tipps

  • Mit dem Sessellift  schwebt man bis auf 440 Metern Höhe über dem Tal der Our. Er fährt derzeit in der Som­mersaison von April bis Ende Oktober jeden Tag ab 11 Uhr. An der Bergstation kann man kleine Snacks und Getränke zu sich nehmen, bevor man sich zu Fuß auf den Weg nach unten macht.
  • Lust auf eine größere Wanderung rund um Vianden und im schönen Éislek ganz im Norden Luxemburgs? Dazu laden die schönen Rundwander­wege „Éislek Pied“ ein. Es gibt sie in verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden. Ihnen allen gemeinsam sind fantastische Aussichtspunkte und beschauliche Ecken, um Pause zu machen.
  • Auf den Spuren des großen Schriftstellers Victor Hugo  kann man wandeln, indem man sich das Haus ansieht, in dem er einige Monate lang im Exil in Vianden gelebt hat. Hier finden sich Schriften, aber auch Zeich­nungen und Bilder von ihm.
3 Treffer
© Travel With Bender
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mit derLuxembourgCard
Sessellift Vianden
Mit dem Sessellift über Vianden schweben
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© Visit Éislek, Visit Éislek
Éislek Pied
Éislek Pad Vianden
Distanz: 9,25 km
Dauer: 3:15 h
Schwierigkeitsgrad: mittel
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© Pancake! Photographie
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Victor Hugo Haus - Literatur Museum
Victor-Hugo-Museum: Folgen Sie den Spuren, die der Schriftsteller in Luxemburg hinterlassen hat!
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